Heute Morgen bin ich in Xi’an, China, gelandet. Es ist die Stadt, in der ich die nächsten zwölf Monate meines Lebens verbringen werde und hoffentlich, eine unvergessliche Zeit erleben werde.
Mit Finnair flog ich gestern von Frankfurt aus über Helsinki bis zum Flughafen Xi’an-Xianyang. Doch bevor ich überhaupt in China ankam, stolperte ich schon über eine andere interessante Kultur: Die Finnische. Der Flughafen Helsinki war nicht nur vom Ambiente her sehr schön, sondern bot in seinen vielen Shops und Restaurants auch allerhand finnische Spezialitäten. So gab es alles rund ums Rentier – angefangen beim Rentierfell über Rentierstofftiere bis hin zum Rentierpie und -Burger. Doch die Zwischenlandung „verflog“ recht schnell, sodass ich nach einem weiteren 7,5-stündigen Flug um 6:40 Uhr morgens meinen Zielflughafen in China erreichte. Nach dem Passieren der chinesischen Einwanderungsbehörde empfing mich Kerstin – eine Sprachlehrerin des Goethe Sprachlernzentrums – und unser Fahrer. Nach einer ca. 45-minütigen Fahrt erreichten wir mein 70 m2 großes Apartment in der Chang’an South Road. Chang’an ist im Übrigen auch der einstige Name von Xi’an und bedeutet langer Friede. Samt meines Koffers ging es auf den 10. Stock des Gebäudes. Wer meint, dies sei hoch, täuscht, denn das Gebäude hat insgesamt 30 Stockwerke (abzüglich einem, da das Erdgeschoss wie in Amerika als erste Etage gezählt wird). Kerstin führte mich in meiner neuen Wohnung umher und zeigte mir alles, was ich wissen musste: So muss ich das Wasser erst mit Hilfe eines Boilers erhitzen und erst einen Wasserhahn auf dem Balkon aufdrehen, wenn ich die Waschmaschine nutzen möchte. Das Bad – welches für China ein typisches ist – war mir ebenfalls so zuvor noch nicht untergekommen. Neben des Fakts, dass es keine Duschwanne bzw. Duschkabine gibt und somit beim Duschen alles nass wird, kann man das Toilettenpapier auch nicht einfach in den Abfluss werfen, da sonst die Leitungen verstopfen. Somit muss dieses im Mülleimer, welcher bei ungünstiger Positionierung des Duschkopfes beim vorherigen Duschen wohlmöglich überflutet wird, entsorgt werden. Ach ja, das Leitungswasser kann übrigens aufgrund von Verunreinigungen auch nicht getrunken werden, Abhilfe schafft ein im Wohnzimmer stehender Getränkespender. Nach dieser kurzen Bestandsaufnahme haben wir eine Kleinigkeit gefrühstückt, wodurch mein Magen das erste Mal mit richtigem chinesischem Essen in Berührung kam. Es gab gefüllte Baozi (gedämpfte Teigtaschen) mit einem Karotten-Sellerie-Salat und einer Soja-Sesam-Milch. Nach dieser kulinarischen Einführung machten wir uns auf den Weg, allerlei Dinge zu erledigen und die Stadt zu erkunden. Unter anderem gingen wir zur örtlichen Polizeibehörde, um einen Aufenthaltstitel für mich zu beantragen, und kauften eine SIM-Karte sowie eine Metro-Card. Für einen Vertrag mit 5GB im Monat und 100 Freiminuten zahle ich nun 56 Yuan, umgerechnet 7€ (Yuan immer durch 8 teilen, so erhält man Euro). Für eine Fahrt in der Metro zahlten wir 1,8 Yuan, umgerechnet also gerade einmal 23 Cent. Wow, eine meiner ersten Erkenntnisse ist folglich, dass vieles hier wirklich extrem billig ist! Inzwischen hatte es begonnen zu regnen, doch das verbesserte zumindest die Luftqualität. Während unseres Spaziergangs sahen wir unter anderem die Wildganspagode, eines der Wahrzeichen von Xi’an. Die 64 Meter hohe Pagode wurde im 7. Jahrhundert erbaut und wird heute noch von fünfzig Mönchen bewohnt, die in einer mehr oder weniger traditionellen Lebensweise darin ihrer Religion nachgehen. So tragen diese laut Kerstin alle Gewänder und beten mehrmals täglich, nutzen aber genauso WeChat (das chinesische Pendant zu WhatsApp) wie alle anderen Chinesen auch. Und so endete mein erster Tag mit einer Fülle neuer Eindrücke in einer mir total fremden, aber schon jetzt sympathischen Kultur.