Es ist schon komisch, nach dem bestandenen Abitur nun schon wieder lernen zu müssen. Aber das ist es, wofür ich mich entschieden habe und ich muss sagen, Chinesisch lernen macht sogar richtig Spaß!
Als Student bin ich für zwei Semester an der Xi’an International Studies University (XISU) immatrikuliert und lerne dort Tag für Tag Chinesisch. Eingestuft bin ich in der Anfängerklasse 1A, die mich namentlich doch häufiger mal an meine Grundschulzeit zurückdenken lässt. Der Unterricht, welcher täglich von 8:20 Uhr bis 12:00 Uhr andauert, ist seit der ersten Stunde ausschließlich auf Chinesisch. Auch wenn ich mir zu Beginn nicht vorstellen konnte, dass ich überhaupt etwas verstehen würde, schaffen es die Lehrer doch – wenn auch buchstäblich mit Händen und Füßen – uns zu vermitteln, was sie meinen. Umgeben bin vor allem von Kasachen, Usbeken und Koreanern. Vor mir sitzen noch zwei Amerikaner, rechts von mir eine Ukrainerin, alle anderen meiner knapp 20 Kommilitonen stammen aus dem asiatischen Raum. Die Herausforderung ist für mich, dass die meisten von ihnen weder Chinesisch noch Englisch können, heißt im Klartext, dass ich mich mit der Mehrzahl momentan nur sehr schwer verständigen kann. Auf nonverbalem Wege bekommt man jedoch einiges mehr vermittelt, als man vielleicht glauben mag.
In der ersten Woche haben wir uns vor allem mit dem Pinyin und der Phonetik im Allgemeinen auseinandergesetzt. Pinyin ist die phonetische Umschrift des Hochchinesischen auf Basis des lateinischen, also uns bekannten, Alphabets. Die Chinesische Sprache selbst kennt vier verschiedene Töne und einen sogenannten „neutralen“ Ton. Die richtige Betonung dieser sowie die Aussprache von Lauten wie „zhi“ oder „zou“ haben es in sich. Teilweise höre ich noch nicht einmal den Unterschied, geschweige denn, dass ich die Wörter richtig aussprechen kann. Je nach Tonart haben diese zudem eine ganz andere Bedeutung, was die Sache noch komplizierter macht. So heißt beispielsweise mā Mama und mǎ Pferd. Sì heißt vier und sǐ Tod, was auch der Grund dafür ist, dass die Zahl vier in China als Unglückszahl gilt (spricht man sie nämlich falsch aus, spricht man vom Tod).
In der zweiten Woche begannen wir dann, die ersten Schriftzeichen zu lernen. Jeder Strich muss hier in der richtigen Reihenfolge gesetzt und selbstverständlich an der richtigen Stelle platziert und in die richtige Richtung gezogen werden. Tatsächlich kann man selbst in der heute gebräuchlichen vereinfachten Form des Mandarins noch in manchen Schriftzeichen einen realen Bezug erkennen. So ist beispielsweise das Zeichen von kǒu (口), was „Mund“ bedeutet, eine Art Viereck, was also grob die Umrisse vom Mund darstellt. Mir geht es jedoch meistens so, dass ich es erst erklärt bekommen muss, um einen solchen Bezug herstellen zu können. Ein weiteres Beispiel ist zǎoshang (早) und bedeutet übersetzt „morgen“. In dem Zeichen lässt sich mit zugegebener Maßen einiger Fantasie die aufgehende Sonne und der Horizont erkennen.
In den bisherigen zwei Wochen habe ich also schon einiges gelernt. Hier nun eine kleine Kostprobe, der Lesbarkeit halber sowohl in Pinyin als auch als Schriftzeichen (und natürlich zusätzlich als deutsche Übersetzung):
Nǐ hǎo! Wǒ jiāo Alex hé shì Déguó rén. Wǒ shì liúxuéshēng. Wǒ xuéxí Hànyǔ. Nǐ ne?
你好!我叫 Alex 和是德国人。我是留学生。我学习汉语。你呢?
(„Hallo! Ich heiße Alex und bin Deutscher. Ich bin ein Schüler, der im Ausland studiert. Ich lerne Chinesisch. Und Du?“)
Was ich in meiner FSJ-Einsatzstelle beim Goethe-Sprachlernzentrum mache, erfahrt Ihr in einem der kommenden Beiträge 😉
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