Shanghai wird manchmal auch als „Paris des Ostens“ bezeichnet. Auch wenn ich dieser Beschreibung nicht ganz zustimmen würde, war meine Reise nach Shanghai ein Highlight meines China-Abenteuers. Erfahre im nachfolgenden Reisebericht, warum sich eine Reise nach Shanghai auf jeden Fall lohnt, was mir besonders gut gefallen hat und wie sich Shanghai von Beijing, Nanjing und weiteren chinesischen Großstädten unterscheidet.
Shanghai ist eine der wenigen chinesischen Metropolen, die fast jeder namentlich kennt. Mit fast 25 Millionen Einwohnern ist sie nicht nur die offiziell größte Stadt Chinas, sondern auch die drittgrößte der Welt. Shanghai ist eine Stadt der Superlative. Eine chinesische Freundin sagte mir einmal: „Wenn du die Vergangenheit Chinas sehen willst gehe nach Xi’an, wenn du die Gegenwart erleben willst nach Beijing, und wenn du einen Blick in die Zukunft haben möchtest nach Shanghai.“ Tatsächlich ist Xi’an für seine Geschichte bekannt, hier befindet sich unter anderem auch die weltberühmte Terrakotta Armee. Beijing hingegen ist zwar durchaus modern und nicht zuletzt durch seine Kunstszene trendy, doch Shanghai, so habe auch ich es erlebt, ist die modernste Stadt.
Die meisten Touristen kommen am Shanghai Pudong International Airport an. Dieser gehörte im Jahr 2017 zu den zehn meistfrequentierten der Welt. Von dort aus geht es mit U-Bahn, Bus oder Taxi in die Stadt. Viele entscheiden sich auch für den Maglev, eine Magnetschwebebahn, die mit bis zu 430km/h Richtung Innenstadt rast beziehungsweise im wahrsten Sinne des Wortes schwebt. Auch ich nahm den Maglev und war nicht nur von der Geschwindigkeit überrascht, sondern auch von dem hohen Komfort und der wahnsinnig niedrigen Lautstärke des Zugs.
Der Bund und seine Rooftop Bars
In Shanghai selbst gibt es unzählige Sehenswürdigkeiten, sodass ich mich ohne Probleme fünf Tage in der Stadt aufhalten konnte. Eine der meistbekannten ist der Bund (外滩), von dem man eine atemberaubende Aussicht auf das gegenüberliegende Pudong hat, das durch den Huangpu Fluss abgegrenzt ist. Einst die Wall Street Shanghais, reihen sich am Bund imposante und prunkvolle Bauten aneinander, die zum Großteil im frühen 20. Jahrhundert errichtet wurden. Es ist definitiv empfehlenswert, die Gebäude (viele sind Banken oder Hotels) nicht nur von außen, sondern auch von innen zu bewundern. Uns gefiel vor allem das Fairmont Peace Hotel, welches im Jahre 1929 errichtet wurde. Empfehlenswert, wenn auch für europäische und erst recht chinesische Verhältnisse sehr teuer, ist das Café des Luxushotels, dessen Törtchen und Kaffees beim Blick auf die Skyline von Pudong fabelhaft schmecken. Besonders attraktiv ist der Bund auch abends. Zwar gibt es keine Lasershow wie die Symphony of Lights in Hongkong, doch die Skyline ist bunt beleuchtet und unzählige Dinner Cruise Schiffe fahren auf dem Huangpu entlang. Auf den Gebäuden des Bunds befinden sich einige der beten Rooftop Bars der Shanghais, die nicht zuletzt wegen des spektakulären Blicks sehr zu empfehlen sind. Ich habe die Bar Rouge ausprobiert, deren Blick zwar gigantisch ist, das Ambiente aber dafür nicht meinen Geschmack traf. Viel besser, authentischer und sogar preiswerter ist meiner Meinung nach die Captain Bar, die jedoch am Abend sehr schnell gefüllt ist.
Der Shanghai Tower im Financial District
Auf der anderen Seite des Huangpu, in Pudong, liegt der Financial District Shanghais. Dieser kann vom Bund aus einfach per Metro, Fähre, oder Fahrt durch den Sightseeingtunnel erreicht werden. In diesem Bereich der Stadt stehen drei der weltgrößten Gebäude: Der Jinmao Tower (金茂大厦), das Shanghai World Financial Center (上海环球金融中心) (auch als „Flaschenöffner“ bekannt) und der 2015 eröffnete Shanghai Tower (上海中心大厦). Zur Skyline der Stadt gehört ebenfalls der Oriental Pearl Tower (东方明珠广播电视塔), der zwar ein Fernsehturm ist, aber dennoch bestiegen werden kann. Bereits 2013 besichtigte ich den Jinmao Tower und war von der Aussicht begeistert. Da der Shanghai Tower, der sich bei meinem letzten Besuch noch im Bau befand, inzwischen fertig gestellt wurde, führte mich mein Weg dieses Mal auf den neuen Wolkenkratzer. Der Shanghai Tower ist zwar mit 180 Yuan Eintritt (umgerechnet knapp 22€) nicht gerade billig, aber auf jeden Fall eine lohnenswerte Sehenswürdigkeit. Mit dem schnellsten Aufzug der Welt (18m/sec) ist man in weniger als einer Minute (!) auf der Aussichtsplattform des zweithöchsten Gebäudes der Welt. Der Blick von der 531m hohen Aussichtsplattform ist bei klarer Sicht atemberaubend!
Ein Abendessen in der französischen Konzession
Fernab vom modernen Financial District aber nicht weniger international, liegt die französische Konzession Shanghais. Rund um die Hengshan und Dongping Straße finden sich zahlreiche westliche Restaurants und Cafés. Das Café Green & Safe ist zum Beispiel das wohl westlichste, das ich in meiner gesamten Zeit in China entdeckt habe. Die Cotton Bar, die in einer alten Villa etwas weiter südlich liegt, eignet sich wunderbar für ein leckeres Mittag- oder Abendessen. Bekannt sind aber vor allem auch Tianzifang und Xintiandi, die etwas östlicher und somit näher an den meisten anderen Sehenswürdigkeiten Shanghais liegen. Tianzifang (田子坊) ist ein Komplex aus Designstudios, Boutiquen, Cafés und Restaurants. Besonders am Abend ist es hier sehenswert, aber auch sehr voll. Xintiandi (新天地) hingegen wirkt etwas gehobener und beinhaltet hauptsächlich Cafés und Restaurants. Auch hier lohnt sich ein Stopp!
Die Altstadt im Kontrast zu M50
Besonders gut hat uns auch die Altstadt von Shanghai gefallen, die sich südlich an den ebenfalls sehenswerten und bekannten Yuyuan Garden (豫园) anschließt. Ein ganz klein bisschen erinnert sie an die Hutongs in Beijing, doch ist die Altstadt von Shanghai weitaus unbekannter und nicht so von Touristen überrannt. Das lässt sie deutlich authentischer wirken, zumal hier die Zeit tatsächlich trotz der zentralen Lage in Shanghai stehengeblieben ist: Es ist verhältnismäßig ruhig, kaum bis keine Autos unterwegs und die Menschen unterhalten sich mit ihren Nachbarn auf der anderen Straßenseite. Cafés oder Souvenirläden sucht man vergebens, dafür gibt es kleine Gemüseläden, eine Reihe einfacher Imbisse und den ein oder anderen Antiquitätenladen. Leider verschwinden auch in Shanghai diese alten Teile immer mehr und werden wohlmöglich bald ganz aus dem Stadtbild verschwunden sein. Ein absoluter Kontrast hingegen stellt nicht nur der Financial District, sondern auch der Kunstbezirk M50 (M50创意产业集聚区) dar. Dieser wirkt wie eine kleine Ausführung des 798 Art Districts in Beijing und beinhaltet viele kleine Galerien.
Mein Fazit
Am ehesten erinnert mich Shanghai noch an Hongkong, auch wenn die Stadt in der Volkrepublik China sowohl politisch als auch kulturell eine Sonderrolle hat. Shanghai ist im Vergleich zu Beijing und Nanjing (zu Xi’an sowieso) unglaublich westlich geprägt. Mit ihren Wolkenkratzern und vielen Sehenswürdigkeiten ist die Stadt nicht nur ein beliebter Ort für ausländische Touristen, sondern auch für Chinesen selbst. Shanghai ist die Vorzeigemetropole Chinas, in der man die Zukunft noch näher erleben kann, als irgendwo anders innerhalb des Lands der Mitte. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, wann mich mein Weg wieder nach Shanghai führt.
Wie gefallen dir meine Reiseberichte? Schreibe mir in die Kommentare worüber du besonders gerne liest und was ich deiner Meinung nach verbessern kann. In einem früheren Blogbeitrag kannst du übrigens nachlesen, was der Name „Shanghai“ bedeutet.
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