Nachdem ich inzwischen aus Beijing zurück bin (Reisebericht & Reportage) und heute mein Midterm-Exam geschrieben habe, habe ich nun endlich die Zeit gefunden, einen neuen Blogbeitrag zu schreiben. Viel Spaß beim Lesen!
Ausländer sind für viele Menschen häufig sehr spannend und stehen daher – ob gewollt oder ungewollt – des Öfteren im Mittelpunkt. Dies habe ich schon damals während meines Auslandsjahres in den USA festgestellt, wo mich jeder kannte und ich auf der Straße teilweise namentlich von Personen angesprochen wurde, die mir zuvor noch nie begegnet waren. Hier in China ist es ähnlich, nur in einer ganz anderen Dimension: Egal ob bei der Terrakotta-Armee oder auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, als Europäer fällt man in China auf! Gerade wenn man groß und blond ist, so wie ich, rückt die eigentliche Attraktion (Terrakotta-Armee etc.) für viele Asiaten schnell in den Hintergrund, denn dann ist plötzlich der Europäer, also in dem Fall ich, die Attraktion. Dies ist vor allem in ländlicheren Gebieten oder in Gebieten, die von der Landbevölkerung mit Vorliebe bereist werden, der Fall. Schon oft musste ich an solchen Plätzen für ein Foto herhalten, was mir überhaupt nichts ausmacht, sofern ich vorher gefragt werde, was jedoch nicht immer der Fall ist. Und wenn doch, dann hat man schnell mal den Arm eines Chinesen oder einer Chinesin auf seinen Schultern liegen, so als ob man sich schon Jahre kennen würde und bestens befreundet wäre. Ich finde dies zumeist sehr amüsant und freue mich, dass ich den Menschen mit einer solchen Kleinigkeit eine verhältnismäßig so große Freude bereiten kann.
Neben solchen netten, wenn auch in einer Großstadt wie Xi’an nicht alltäglichen Begegnungen, hatte ich vergangenen Donnerstag die Möglichkeit, zu einer noch größeren „Berühmtheit“ zu werden.
Bereits vor einigen Wochen nahm ich an dem Fotowettbewerb „Shaanxi in My Eyes“ teil. Shaanxi ist eine von 22 chinesischen Provinzen, aber vor allem die, in der Xi’an liegt und die somit nun zu meinem zu Hause geworden ist. Die Organisatoren des Wettbewerbs, welcher in verschiedenen Magazinen und Online-Plattformen promotet wurde, hatten die Intention, Shaanxi aus der Perspektive eines bzw. mehrerer Ausländer, die über unterschiedlich lange Zeiträume in Shaanxi leben, darzustellen. Insgesamt wurden über 1000 Bilder eigesendet und ich war tatsächlich einer der sieben Fotografen, dessen Bilder ausgewählt wurden. Gleich vier meiner Bilder wurden ausgewählt und in einer Ausstellung in einem Buchladen, in dem in der vorherigen Woche noch eine National Geographic Ausstellung war, ausgestellt. Für mich als begeisterter Hobbyfotograf war es zwar nicht die erste Ausstellung, dafür aber die mit Abstand größte und vor allem die spannendste. Zudem war es das erste Mal, dass ich Geld durch meine Fotos verdient habe, da alle ein Preisgeld bekommen haben. Einige Tage nach der Eröffnungszeremonie, welche, ironischer Weise, ausschließlich auf Englisch war und vom lokalen Fernsehsender aufgezeichnet wurde, erhielt ich vom selben Sender eine Interviewanfrage. Shaanxi TV wollte mich zu meinen Bildern interviewen! Zwar wurden auch zwei der anderen Fotografen interviewt, dennoch war und bin ich mächtig stolz darauf nicht nur meine Bilder in der Ausstellung zu haben, sondern auch ein TV-Interview gegeben zu haben! Dieses fand einige Tage später in den Ausstellungsräumen statt und behandelte die Themen, die ich erwartete: Was ich in Xi’an mache, was mich an der Provinz fasziniert, wie ich zur Fotografie gekommen bin und, was die Geschichte hinter meinen Bildern ist. Mir machte es große Freude die Fragen zu beantworten und das Interview zu geben. Vor allem aber erwartete ich mit großer Spannung, was davon am Ende auch ausgestrahlt wurde.
Ich sehe es zugleich als Erfolg und als Privileg, meine Bilder in einer so tollen Ausstellung präsentieren zu dürfen und die Geschichte dahinter erzählen zu dürfen. Hierdurch kann ich nicht nur zum Austausch zwischen zwei doch sehr unterschiedlichen Kulturen beitragen, sondern vielmehr meine Botschafterrolle erfüllen und schlussendlich – so hoffe ich – zur Völkerverständigung beitragen, was meiner Ansicht nach mit die wichtigsten Ziele eines Freiwilligendienstes sind.
In den nächsten fünf Tagen werde ich täglich jeweils eines der vier Bilder posten, die in der Ausstellung ausgestellt sind. Am fünften Tag werde ich dann den Link zu meinem phänomenalen TV-Interview uploaden, welches definitiv sehenswert ist und durch die Synchronisierung durchaus recht lustig sein mag. Seid also gespannt und schaut in den nächsten Tagen wieder auf meinem Blog vorbei! Wenn Ihr den spannenden Beitrag zu meiner Beijing Reise und die Reportage über meinen atemberaubenden Ausflug zur Chinesischen Mauer, die bereits nächste Woche folgen werden, nicht verpassen wollt, dann abonniert doch gleich meinen Blog, solltet Ihr dies noch nicht getan haben 😉