Was bedeutet eigentlich „Eine Kombination aus Studium und FSJ“?

Es ist noch gar nicht so lange her, da begann ich mir in Deutschland Gedanken zu machen, was ich nach meinem Abitur machen möchte. Eigentlich gab es für mich nur zwei Optionen: Entweder ich würde direkt mit einem Studium beginnen oder noch einmal ein Jahr im Ausland verbringen (bereits 2014/15 war ich für ein Auslandsjahr in den USA). Ich begab mich auf eine lange Suche und fand letztendlich genau das richtige für mich, eine Kombination aus beidem.

Immer mehr Abiturienten entscheiden sich heutzutage dafür nicht direkt mit einem Studium zu beginnen, sondern ein sogenanntes Gap Year einzulegen. Ein Gap Year ist in diesem Kontext eine Art Überbrückungsjahr zwischen dem Schulabschluss und dem Start eines Studiums, welches Schüler aus ganz unterschiedlichen Intentionen heraus anstreben. Manche wollen erst einmal ein Jahr lang arbeiten, um etwas Geld anzusparen, andere wollen die Welt sehen und Reisen in ferne Länder oder verbinden das ganze unter dem Namen Work & Travel direkt mit dem Sammeln von Arbeitserfahrung. Neben unzähligen weiteren Möglichkeiten sind Sprachreisen, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) und ein Freiwilligendienst (FSJ, kurz für Freiwilliges Soziales Jahr) weitere populäre Varianten eines Gap Years. Es ist ein Jahr, in dem man herausfinden kann was einem liegt, aber zugleich auch ein Jahr, in dem man seinen Horizont erweitern und seine Perspektive vergrößern kann.

Schnell war für mich klar, dass ich mich während meines Gap Years vor allem akademisch weiterbilden und eine mir völlig fremde Kultur kennenlernen möchte. Perfekt wäre es, so dachte ich mir damals, wenn ich gleichzeitig die wohl größte Schwachstelle meines Lebenslaufs ausbessern könnte: mein Fremdsprachenportfolio (momentan spreche ich nur Deutsch und Englisch fließend). Schon seit der Grundschule interessierte ich mich die Chinesische Sprache, weshalb ich in der fünften und sechsten Klasse auch an der Chinesisch AG meiner Schule teilnahm. Wie das Interesse an dem Land und der Sprache genau entstand weiß ich gar nicht, vielleicht faszinierten mich einfach die Schriftzeichen und die völlig andere Lebensweise. Inzwischen sehe ich China jedoch vor allem als einen großen wirtschaftlichen Markt und Chinesisch als eine Sprache, deren Bedeutung immer mehr zunimmt.

Und so kam es, dass ich mich als Destination für China entschied. Jetzt ging es nur noch darum herauszufinden, was ich während des Jahres genau machen will. Neben dem akademischen Aspekt war mir wichtig finanziell unabhängig von meinen Eltern zu sein und die Sprache nicht nur nebenher zu erlernen. Nach einer intensiven Recherchearbeit und unzähligen Bewerbungen bei verschiedenen Anbietern, die zwar zumeist erfolgreich waren aber nicht genau meinen Vorstellungen entsprachen, bin ich dann schlussendlich auf eine Ausschreibung der Kölner Freiwilligen Agentur gestoßen: Eine FSJ-Einsatzstelle bei einem Goethe-Sprachlernzentrum und das ganze verbunden mit einem Sprachkurs an einer renommierten Fremdsprachenuniversität. Dies war wie für mich geschaffen!

Und so nahmen die Dinge ihren Lauf und heute bin ich hier in Xi’an, lerne vier Stunden am Tag an der Xi’an International Studies University Chinesisch und arbeite nachmittags im Kulturbereich für das hiesige Goethe-Sprachlernzentrum. Eine Kombination aus Studium und FSJ, wie sie für mich nicht besser sein könnte!


Was ich genau beim Goethe-Sprachlernzentrum mache und warum dies die perfekte FSJ-Einsatzstelle für mich ist, erfährst Du in einem meiner nächsten Blogbeiträge. Du fragst Dich, was der Unterschied zwischen dem Goethe-Institut und einem Goethe-Sprachlernzentrum ist? Auch diese Frage werde ich in einem weiteren Blogbeitrag beantworten.

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TV-Interview – Wie man als Ausländer im Ausland zur Berühmtheit wird

Nachdem ich inzwischen aus Beijing zurück bin (Reisebericht & Reportage) und heute mein Midterm-Exam geschrieben habe, habe ich nun endlich die Zeit gefunden, einen neuen Blogbeitrag zu schreiben. Viel Spaß beim Lesen!


Ausländer sind für viele Menschen häufig sehr spannend und stehen daher – ob gewollt oder ungewollt – des Öfteren im Mittelpunkt. Dies habe ich schon damals während meines Auslandsjahres in den USA festgestellt, wo mich jeder kannte und ich auf der Straße teilweise namentlich von Personen angesprochen wurde, die mir zuvor noch nie begegnet waren. Hier in China ist es ähnlich, nur in einer ganz anderen Dimension: Egal ob bei der Terrakotta-Armee oder auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, als Europäer fällt man in China auf! Gerade wenn man groß und blond ist, so wie ich, rückt die eigentliche Attraktion (Terrakotta-Armee etc.) für viele Asiaten schnell in den Hintergrund, denn dann ist plötzlich der Europäer, also in dem Fall ich, die Attraktion. Dies ist vor allem in ländlicheren Gebieten oder in Gebieten, die von der Landbevölkerung mit Vorliebe bereist werden, der Fall. Schon oft musste ich an solchen Plätzen für ein Foto herhalten, was mir überhaupt nichts ausmacht, sofern ich vorher gefragt werde, was jedoch nicht immer der Fall ist. Und wenn doch, dann hat man schnell mal den Arm eines Chinesen oder einer Chinesin auf seinen Schultern liegen, so als ob man sich schon Jahre kennen würde und bestens befreundet wäre. Ich finde dies zumeist sehr amüsant und freue mich, dass ich den Menschen mit einer solchen Kleinigkeit eine verhältnismäßig so große Freude bereiten kann.

Neben solchen netten, wenn auch in einer Großstadt wie Xi’an nicht alltäglichen Begegnungen, hatte ich vergangenen Donnerstag die Möglichkeit, zu einer noch größeren „Berühmtheit“ zu werden.

Bereits vor einigen Wochen nahm ich an dem Fotowettbewerb „Shaanxi in My Eyes“ teil. Shaanxi ist eine von 22 chinesischen Provinzen, aber vor allem die, in der Xi’an liegt und die somit nun zu meinem zu Hause geworden ist. Die Organisatoren des Wettbewerbs, welcher in verschiedenen Magazinen und Online-Plattformen promotet wurde, hatten die Intention, Shaanxi aus der Perspektive eines bzw. mehrerer Ausländer, die über unterschiedlich lange Zeiträume in Shaanxi leben, darzustellen. Insgesamt wurden über 1000 Bilder eigesendet und ich war tatsächlich einer der sieben Fotografen, dessen Bilder ausgewählt wurden. Gleich vier meiner Bilder wurden ausgewählt und in einer Ausstellung in einem Buchladen, in dem in der vorherigen Woche noch eine National Geographic Ausstellung war, ausgestellt. Für mich als begeisterter Hobbyfotograf war es zwar nicht die erste Ausstellung, dafür aber die mit Abstand größte und vor allem die spannendste. Zudem war es das erste Mal, dass ich Geld durch meine Fotos verdient habe, da alle ein Preisgeld bekommen haben. Einige Tage nach der Eröffnungszeremonie, welche, ironischer Weise, ausschließlich auf Englisch war und vom lokalen Fernsehsender aufgezeichnet wurde, erhielt ich vom selben Sender eine Interviewanfrage. Shaanxi TV wollte mich zu meinen Bildern interviewen! Zwar wurden auch zwei der anderen Fotografen interviewt, dennoch war und bin ich mächtig stolz darauf nicht nur meine Bilder in der Ausstellung zu haben, sondern auch ein TV-Interview gegeben zu haben! Dieses fand einige Tage später in den Ausstellungsräumen statt und behandelte die Themen, die ich erwartete: Was ich in Xi’an mache, was mich an der Provinz fasziniert, wie ich zur Fotografie gekommen bin und, was die Geschichte hinter meinen Bildern ist. Mir machte es große Freude die Fragen zu beantworten und das Interview zu geben. Vor allem aber erwartete ich mit großer Spannung, was davon am Ende auch ausgestrahlt wurde.

Ich sehe es zugleich als Erfolg und als Privileg, meine Bilder in einer so tollen Ausstellung präsentieren zu dürfen und die Geschichte dahinter erzählen zu dürfen. Hierdurch kann ich nicht nur zum Austausch zwischen zwei doch sehr unterschiedlichen Kulturen beitragen, sondern vielmehr meine Botschafterrolle erfüllen und schlussendlich – so hoffe ich – zur Völkerverständigung beitragen, was meiner Ansicht nach mit die wichtigsten Ziele eines Freiwilligendienstes sind.


In den nächsten fünf Tagen werde ich täglich jeweils eines der vier Bilder posten, die in der Ausstellung ausgestellt sind. Am fünften Tag werde ich dann den Link zu meinem phänomenalen TV-Interview uploaden, welches definitiv sehenswert ist und durch die Synchronisierung durchaus recht lustig sein mag. Seid also gespannt und schaut in den nächsten Tagen wieder auf meinem Blog vorbei! Wenn Ihr den spannenden Beitrag zu meiner Beijing Reise und die Reportage über meinen atemberaubenden Ausflug zur Chinesischen Mauer, die bereits nächste Woche folgen werden, nicht verpassen wollt, dann abonniert doch gleich meinen Blog, solltet Ihr dies noch nicht getan haben 😉

„Helfen im Ausland – Freiwillige vor!“

Wer vergangene Woche in die Kölnische Rundschau geguckt hat, hat vielleicht den obenstehenden Artikel über mich und meinen Freiwilligendienst entdeckt 🙂


Hast Du schon das Interview gesehen, dass ich dem Fernsehsender Shaanxi TV gegeben habe? Wenn nicht, schaue es Dir hier an!