Am Ende meines Wochenendtrips nach Nanjing (南京) habe ich noch einen Ausflug in die Stadt Suzhou (苏州) unternommen, die häufig als „Gartenstadt“ oder auch „Venedig des Ostens“ bezeichnet wird.
Insgesamt waren es nur etwas mehr als sechs Stunden, die ich in der in der chinesischen Provinz Jiangsu gelegenen Stadt Suzhou verbracht habe, was zeitlich jedoch sehr gut passte. Die Stadt liegt zwischen Shanghai und Nanjing und ist mit dem Schnellzug aus beiden Städten in unter zwei Stunden problemlos zu erreichen. Das Besondere von Suzhou ist, dass es zum einen – am ehesten vergleichbar mit Amsterdam – aus vielen Kanälen besteht, die die Stadt durchqueren, und zum anderen eine Vielzahl besonders schöner Gärten beherbergt.
Eine dieser Gartenanlagen ist der südlich gelegene Pan-Tor-Landschaftspark (盘门景区), der neben alten Teilen der Stadtmauer auch Suzhous einzige noch original erhaltene Schleuse aus dem Jahr 1355 beherbergt, welche jedoch nicht mehr funktionsfähig ist. Eher im Norden der Altstadt von Suzhou gelegen, befindet sich der The Humble Administrator‘s Garten (拙政园), der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und besonders sehenswert ist. Tatsächlich sind die Gärten von Suzhou außergewöhnlich schön, zumal sie besonders viele alte chinesische Bauwerke beinhalten und dadurch zu den authentischsten überhaupt gehören. Außerhalb der Gärten kann man bei Interesse auch mit kleinen Booten durch die Kanäle fahren oder sogar die ganze Altstadt umrunden. Mir erschien dies jedoch eher als eine etwas überflüssige Touristenattraktion, die abgesehen davon mit 180 Yuan (knapp 23€) nicht nur für chinesische Verhältnisse recht teuer war. Viel schöner dafür empfand ich persönlich, einfach an den Kanälen entlang zu schlendern. Besonders gut eignet sich hier der Kanal entlang der Pingjiang Lu (平江路), auf der zudem viele kleine Geschäfte zu finden sind. Dennoch sollte man definitiv auch die kleinen Seitenstraßen erkunden, an denen das wahre Leben Suzhous noch immer zu beobachten ist. Auf der Pingjiang Lu findet man von traditionellen Teehäusern bis zu trendigen Cafés alles. Besonders herausstechen tuen jedoch die vielen Geschäfte, die Schals und Kleider vor allem aus Seide anbieten. Dies hat mit der Vergangenheit Suzhous zu tun, denn im 14. Jahrhundert war die Stadt in gesamt China führend im Bereich der Seidenherstellung und galt als Ort der Eleganz und xx. Heute dürften jedoch viele der als Seide oder Kaschmir angepriesenen Produkte billige Fälschungen sein, was spätestens dann auffällt, wenn im gleichen Geschäft ein angeblicher Burberry Schal für umgerechnet knapp zehn Euro angeboten wird. Anstelle von Antiquitätengeschäften wie in Pingyao, findet man in Suzhou neben Seidengeschäften auch viele Fächermanufakturen und Kunstgeschäfte. Abgesehen von Gärten, Geschäften und Kanälen ist Suzhou auch für seine besonders schönen Museen bekannt, darunter das Suzhou Museum (苏州博物馆) und das Suzhou Seidenmuseum (苏州丝绸博物馆). Leider sind diese an Montagen geschlossen, weshalb ich nicht die Möglichkeit hatte diese zu besichtigen.
Für mich ist Suzhou definitiv ein lohnenswertes Ausflugsziel, auch wenn die Stadt leider inzwischen etwas touristisch ist und die Gärten meistens überlaufen sind. Dennoch sind die Kanäle und die darüber führenden Bogenbrücken sehr sehenswert. Wenn man sich nicht alle Museen angucken möchte, ist Suzhou von Shanghai oder Nanjing aus ein schöner Tagesausflug, ansonsten kann man auch durchaus zwei bis drei Tage in der Stadt bleiben.
Im April geht es für mich in die Millionenmetropole Shanghai. Bis dahin empfehle ich meine bisherigen Reiseberichte, vor allem über Beijing, Hongkong und Nanjing. Weitere Eindrücke über meine Reisen findest Du ebenfalls auf Instagram.