Meine „Reise“ nach: Xi’an (西安)

Es ist kein Reisebericht in dem Sinne, doch da ich über all die von mir bereisten Städte einen Artikel geschrieben habe, darf Xi’an (auch wenn die Stadt mein jetziger Wohnsitz ist) keinesfalls fehlen. Nachfolgend meine Top 10 der Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, die man sich in Xi’an nicht entgehen lassen sollte. Geheimtipps mit inbegriffen.

Xi’an ist eine Stadt, die auf vielen China-Rundreisen aus einem einzigen Grund inkludiert ist: die Terrakotta-Armee. Im Vergleich zur Stadt selber, deren Namen die meisten wahrscheinlich noch nie gehört haben geschweige denn richtig aussprechen können, ist die Terrakotta-Armee eine weltbekannte Sehenswürdigkeit und wird von manchen als „achtes Weltwunder“ bezeichnet. Doch Xi’an, ehemals Chang’an und einstige Hauptstadt Chinas, hat deutlich mehr zu bieten! Vor allem für Geschichtsinteressierte ist die Metropole, die immerhin fast zehn Millionen Einwohner hat, ein Must-Visit. Doch auch für all diejenigen, die in das ursprüngliche Reich der Mitte eintauchen wollen und für diejenigen, die kulinarisch experimentierfreudig sind, lohnt sich ein Trip nach Xi’an allemal.

Platz 10: Der Blick vom Fernsehturm

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Um einen Eindruck von der sagenhaften Größe chinesischer Großstädte zu bekommen, ist es empfehlenswert, eine solche Megastadt von oben zu betrachten. In Xi’an geht das am besten vom Fernsehturm aus, der im Süden der Stadt liegt (lese hier noch einmal über meinen Besuch). Die Aussicht ist zwar nicht besonders ansprechend, dafür bekommt man aber ein Gefühl dafür, wie groß die Stadt ist und wo die ganzen Menschen eigentlich leben. Wer möchte kann auf dem Fernsehturm auch eine Kleinigkeit essen oder trinken. Gleich neben dem Turm liegt übrigens auch noch eine Art Naturkundemuseum, das kostenlos besichtigt werden kann.

Platz 9: Die Spezialitäten von Xi’an probieren

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Was wäre eine Chinareise ohne chinesisches Essen… Jede Region hat ihre eigenen Spezialitäten, die sich wiederum eine der vier chinesischen Küchen zuordnen lassen. In Xi’an gibt es eine ganze Reihe an Spezialitäten, die man auch als Europäer ohne Bedenken probieren kann und sollte. Berühmt ist Xi’an vor allem für den Roujiamo (eine Art Hamburger), seine Jiaozi (gefüllte Maultaschen), Liangpi (kalte Nudeln), Niuroupaomo (eine Suppe mit Fleisch) und Biang Biang Mian (besonders lange und dicke Nudeln). In einer bald beginnenden Reihe werde ich jede einzelne Spezialität genauer vorstellen.

Platz 8: Die Menschenmassen im Shaanxi Geschichtsmuseums erleben

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Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt ist das Shaanxi Geschichtsmuseum, welches zu den „acht imposanten Museen“ Chinas gehört. Die Exponate des 1991 eröffneten Baus sind zwar durchaus sehenswert, zumeist bekommt der Besucher diese aber erst gar nicht zum Anblick, da es noch tausende weitere Besucher gibt. Bevor man überhaupt ins Museum kommt, muss man übrigens erst einmal Schlange stehen, wenn man Pech hat sogar mehrere Stunden. Mir sind daher vor allem die Menschenmassen in Erinnerung geblieben, die sich trotz Einlassbegrenzung tagtäglich förmlich durch das Museum schieben. Als Ausländer ist zudem die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man für die Chinesen zu einer größeren Attraktion wird, als die Exponate selbst (lese hier noch einmal meinen dazu passenden Kurzartikel). Wer also ein typisch chinesisches Museum erleben will und keine Menschenmassen scheut, sollte dem Museum einen Besuch abstatten.

Platz 7: Der nächtliche Anblick des Glocken- und Trommelturms

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Einer der wohl schönsten Stellen Xi’ans ist der am Abend beleuchtete Glocken- und Trommelturm. Der Glockenturm bildet das Zentrum der Stadt, von hier aus gehen vier Hauptverkehrsachsen in alle Himmelsrichtungen ab. Zwar lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, die zwei Türme von innen zu besichtigen, der Anblick von außen, vor allem wenn sie abends beleuchtet sind, ist jedoch toll. Ursprünglich wurden die Türme zum Ansagen der Uhrzeit verwendet. Der Glockenturm wurde bei Sonnenaufgang geläutet, der Trommelturm signalisierte den Beginn der Nacht. Daher lassen sich Glocken- und Trommeltürme in ähnlicher Form auch in vielen chinesischen Städten (z.B. auch in Pingyao und Beijing) finden.

Platz 6: Die Große Wildganspagode und ihre Fontänenshow

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Die große Wildganspagode ist eine weitere Hauptattraktion von Xi’an, die im Übrigen ebenfalls über einen kleinen Glocken- und Trommelturm verfügt. Sie ist der Mittelpunkt des Da Ci’en Tempelkomplexes, der heute noch von Mönchen bewohnt wird. Die 64,5 Meter hohe Pagode wurde 652 n. Chr. fertiggestellt und gilt als eine der besten Beispiele für Pagoden des Tang-Stils. Der Legende nach bekam die Pagode ihren Namen durch eine Gans, die über den Komplex flog und abstürzte. Kurzzuvor sprachen die Mönche zu Bodhisattwa und baten um etwas zu Essen, was die Gans ihnen bescherte. Aus Dankbarkeit gegenüber der Göttin Bodhisattwa nannten sie die Pagode große Wildganspagode. Vor dem Tempel selbst befindet sich ein großes Areal, auf dem jedem Abend eine Fontänenshow stattfindet. Man sollte sich von der Show nicht zu viel versprechen, doch irgendwie ist es ein typisch chinesisches Erlebnis. Es lohnt sich also nicht nur die Fontänen, sondern auch die Chinesen und die Umgebung zu beobachten.

Platz 5: Der Sonnenaufgang auf dem Mount Hua Shan

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Der Mount Hua Shan zählt zu den fünf heiligen Bergen Chinas und ist ein beliebter Ausflugsort 120 Kilometer außerhalb von Xi’an. Berühmtheit hat er international als Berg mit dem „gefährlichsten Wanderweg der Welt“ erlangt. Tatsächlich ist dieser berüchtigte „Wanderweg“ aber nur ein kleiner, optionaler Pfad, den man auf einem der Gipfel nehmen kann. Auf diesem tummeln sich dann fast genauso viele Chinesen, wie auf den restlichen Gipfeln, die bequem per Seilbahn zu erreichen sind. Vor allem die Wanderung auf den Berg ist jedoch eine Herausforderung und ein Erlebnis: Innerhalb von vier bis fünf Stunden erklimmt man tausende (!) Stufen. Diese sind zwar allesamt super ausgebaut und mit Geländer und Lichtern versehen, man hat nach einiger Zeit jedoch das Gefühl an einem Hochhausmarathon teilzunehmen. Der Ausblick von oben entschädigt dann für die Strapazen des Aufstiegs. Auf den Gipfeln kann man wenn man möchte auch übernachten, um am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu beobachten. (Lese hier noch einmal über meine Wanderung auf der chinesischen Mauer.)

Platz 4: Sich im muslimischen Viertel kulinarisch verwöhnen lassen und den Basar erkunden

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Einer meiner Lieblingsorte in Xi’an, wenn auch sehr touristisch, ist das muslimische Viertel, das sich unmittelbar nord-westlich des Trommelturms erstreckt. In kleinen Gassen gibt es kulinarisch so ziemlich alles zu finden, von tatsächlichen Spezialitäten bis hin zu Skurrilitäten, die hauptsächlich Touristen probieren. Auf dem angrenzenden Basar kann man zudem das ein oder andere Souvenir erwerben, sollte dieses aber auf mindestens ein Drittel des genannten Preises runterhandeln. Von gefälschten Mont Blanc Kugelschreibern bis hin zu kleinen Terrakotta-Figuren aus Plastik gibt es hier alles was das Herz begehrt. Innerhalb des Areals gibt es darüber hinaus noch ein Volkskundehaus sowie eine Moschee, deren Bauweise und Gartenanlage sehr sehenswert sind.

Platz 3: Die kleine Wildganspagode und das Xi’an Geschichtsmuseum

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Viel schöner gelegen und deutlich weniger besucht als die große Wildganspagode ist die kleine Wildganspagode. Vom Baustil ähnelt sie sehr der großen, ist unwesentlich jünger und mit 43 Metern etwas kleiner, kann allerdings nicht von innen besichtigt werden. Dafür ist sie in einen wunderschönen Park eingebettet, der entgegen des Ci’en Tempels keinen Eintritt kostet. Nur einige Gehminuten entfernt, befindet sich das Xi’an Geschichtsmuseum, welches wirklich einen Besuch wert ist: Deutlich weniger Besucher als im Shaanxi Geschichtsmuseum, keine Warteschlangen und interessante Exponate gibt es hier zu sehen.

Platz 2: Eine Fahrradtour auf der Stadtmauer

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Xi’ans Stadtzentrum ist von einer knapp 14 Kilometer langen Stadtmauer umgeben, deren heutiges Erscheinungsbild und heutige Ausdehnung auf die Ming-Dynastie zurückdatieren lässt. Nach einer Restauration ist sie heutzutage wieder in einem super Zustand und kann erwandert werden. Alternativ kann man sich auch ein Fahrrad mieten und innerhalb von 1,5 Stunden einmal herum fahren. Nachts ist die gesamte Mauer samt ihrer Tore beleuchtet, speziell der Anblick von der Südseite ist spektakulär und empfehlenswert.

Platz 1: Die Terrakotta-Armee

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Ein absolutes Highlight von Xi’an ist die weltbekannte Terrakotta-Armee, die erst kürzlich von Frankreichs Präsident Macron besucht wurde. Glücklicherweise stießen Bauern bei der Grabung eines Brunnens 1974 zufällig auf die lebensgroßen Statuen tausender Soldaten, die den ersten Kaiser Chinas, Qin Shihuangdi, bewachen sollten. Zum jetzigen Zeitpunkt können insgesamt drei Gruben besichtigt werden, wobei Grube 1 die mit Abstand größte Anzahl an Tonfiguren aufweist. Jeder Krieger ist einzigartig, es gibt keine zwei Figuren deren Gesichter identisch sind. Nicht nur die schiere Masse der Figuren ist überwältigend, sondern auch die filigrane Arbeit, die man bei einigen Figuren aus wenigen Zentimeter Entfernung erkennen kann. Auch wenn die Terrakotta-Armee absolut kein Geheimtipp ist, ist sie doch ganz klar auf Platz 1 der Dinge zu platzieren, die man in Xi’an gemacht, gesehen und erlebt haben muss!

Hast du schon meinen letzten Reisebericht über Shanghai gelesen? Wenn du mehr über mein Auslandsjahr erfahren willst und dich fragst, was ich in Xi’an mache und was „Kombination aus Studium und FSJ“ bedeutet, dann empfehle ich diesen Beitrag.

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TV-Interview – Wie man als Ausländer im Ausland zur Berühmtheit wird

Nachdem ich inzwischen aus Beijing zurück bin (Reisebericht & Reportage) und heute mein Midterm-Exam geschrieben habe, habe ich nun endlich die Zeit gefunden, einen neuen Blogbeitrag zu schreiben. Viel Spaß beim Lesen!


Ausländer sind für viele Menschen häufig sehr spannend und stehen daher – ob gewollt oder ungewollt – des Öfteren im Mittelpunkt. Dies habe ich schon damals während meines Auslandsjahres in den USA festgestellt, wo mich jeder kannte und ich auf der Straße teilweise namentlich von Personen angesprochen wurde, die mir zuvor noch nie begegnet waren. Hier in China ist es ähnlich, nur in einer ganz anderen Dimension: Egal ob bei der Terrakotta-Armee oder auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, als Europäer fällt man in China auf! Gerade wenn man groß und blond ist, so wie ich, rückt die eigentliche Attraktion (Terrakotta-Armee etc.) für viele Asiaten schnell in den Hintergrund, denn dann ist plötzlich der Europäer, also in dem Fall ich, die Attraktion. Dies ist vor allem in ländlicheren Gebieten oder in Gebieten, die von der Landbevölkerung mit Vorliebe bereist werden, der Fall. Schon oft musste ich an solchen Plätzen für ein Foto herhalten, was mir überhaupt nichts ausmacht, sofern ich vorher gefragt werde, was jedoch nicht immer der Fall ist. Und wenn doch, dann hat man schnell mal den Arm eines Chinesen oder einer Chinesin auf seinen Schultern liegen, so als ob man sich schon Jahre kennen würde und bestens befreundet wäre. Ich finde dies zumeist sehr amüsant und freue mich, dass ich den Menschen mit einer solchen Kleinigkeit eine verhältnismäßig so große Freude bereiten kann.

Neben solchen netten, wenn auch in einer Großstadt wie Xi’an nicht alltäglichen Begegnungen, hatte ich vergangenen Donnerstag die Möglichkeit, zu einer noch größeren „Berühmtheit“ zu werden.

Bereits vor einigen Wochen nahm ich an dem Fotowettbewerb „Shaanxi in My Eyes“ teil. Shaanxi ist eine von 22 chinesischen Provinzen, aber vor allem die, in der Xi’an liegt und die somit nun zu meinem zu Hause geworden ist. Die Organisatoren des Wettbewerbs, welcher in verschiedenen Magazinen und Online-Plattformen promotet wurde, hatten die Intention, Shaanxi aus der Perspektive eines bzw. mehrerer Ausländer, die über unterschiedlich lange Zeiträume in Shaanxi leben, darzustellen. Insgesamt wurden über 1000 Bilder eigesendet und ich war tatsächlich einer der sieben Fotografen, dessen Bilder ausgewählt wurden. Gleich vier meiner Bilder wurden ausgewählt und in einer Ausstellung in einem Buchladen, in dem in der vorherigen Woche noch eine National Geographic Ausstellung war, ausgestellt. Für mich als begeisterter Hobbyfotograf war es zwar nicht die erste Ausstellung, dafür aber die mit Abstand größte und vor allem die spannendste. Zudem war es das erste Mal, dass ich Geld durch meine Fotos verdient habe, da alle ein Preisgeld bekommen haben. Einige Tage nach der Eröffnungszeremonie, welche, ironischer Weise, ausschließlich auf Englisch war und vom lokalen Fernsehsender aufgezeichnet wurde, erhielt ich vom selben Sender eine Interviewanfrage. Shaanxi TV wollte mich zu meinen Bildern interviewen! Zwar wurden auch zwei der anderen Fotografen interviewt, dennoch war und bin ich mächtig stolz darauf nicht nur meine Bilder in der Ausstellung zu haben, sondern auch ein TV-Interview gegeben zu haben! Dieses fand einige Tage später in den Ausstellungsräumen statt und behandelte die Themen, die ich erwartete: Was ich in Xi’an mache, was mich an der Provinz fasziniert, wie ich zur Fotografie gekommen bin und, was die Geschichte hinter meinen Bildern ist. Mir machte es große Freude die Fragen zu beantworten und das Interview zu geben. Vor allem aber erwartete ich mit großer Spannung, was davon am Ende auch ausgestrahlt wurde.

Ich sehe es zugleich als Erfolg und als Privileg, meine Bilder in einer so tollen Ausstellung präsentieren zu dürfen und die Geschichte dahinter erzählen zu dürfen. Hierdurch kann ich nicht nur zum Austausch zwischen zwei doch sehr unterschiedlichen Kulturen beitragen, sondern vielmehr meine Botschafterrolle erfüllen und schlussendlich – so hoffe ich – zur Völkerverständigung beitragen, was meiner Ansicht nach mit die wichtigsten Ziele eines Freiwilligendienstes sind.


In den nächsten fünf Tagen werde ich täglich jeweils eines der vier Bilder posten, die in der Ausstellung ausgestellt sind. Am fünften Tag werde ich dann den Link zu meinem phänomenalen TV-Interview uploaden, welches definitiv sehenswert ist und durch die Synchronisierung durchaus recht lustig sein mag. Seid also gespannt und schaut in den nächsten Tagen wieder auf meinem Blog vorbei! Wenn Ihr den spannenden Beitrag zu meiner Beijing Reise und die Reportage über meinen atemberaubenden Ausflug zur Chinesischen Mauer, die bereits nächste Woche folgen werden, nicht verpassen wollt, dann abonniert doch gleich meinen Blog, solltet Ihr dies noch nicht getan haben 😉

Tag 1: Meine ersten Eindrücke von Xi’an

Heute Morgen bin ich in Xi’an, China, gelandet. Es ist die Stadt, in der ich die nächsten zwölf Monate meines Lebens verbringen werde und hoffentlich, eine unvergessliche Zeit erleben werde.

Mit Finnair flog ich gestern von Frankfurt aus über Helsinki bis zum Flughafen Xi’an-Xianyang. Doch bevor ich überhaupt in China ankam, stolperte ich schon über eine andere interessante Kultur: Die Finnische. Der Flughafen Helsinki war nicht nur vom Ambiente her sehr schön, sondern bot in seinen vielen Shops und Restaurants auch allerhand finnische Spezialitäten. So gab es alles rund ums Rentier – angefangen beim Rentierfell über Rentierstofftiere bis hin zum Rentierpie und -Burger. Doch die Zwischenlandung „verflog“ recht schnell, sodass ich nach einem weiteren 7,5-stündigen Flug um 6:40 Uhr morgens meinen Zielflughafen in China erreichte. Nach dem Passieren der chinesischen Einwanderungsbehörde empfing mich Kerstin – eine Sprachlehrerin des Goethe Sprachlernzentrums – und unser Fahrer. Nach einer ca. 45-minütigen Fahrt erreichten wir mein 70 m2 großes Apartment in der Chang’an South Road. Chang’an ist im Übrigen auch der einstige Name von Xi’an und bedeutet langer Friede. Samt meines Koffers ging es auf den 10. Stock des Gebäudes. Wer meint, dies sei hoch, täuscht, denn das Gebäude hat insgesamt 30 Stockwerke (abzüglich einem, da das Erdgeschoss wie in Amerika als erste Etage gezählt wird). Kerstin führte mich in meiner neuen Wohnung umher und zeigte mir alles, was ich wissen musste: So muss ich das Wasser erst mit Hilfe eines Boilers erhitzen und erst einen Wasserhahn auf dem Balkon aufdrehen, wenn ich die Waschmaschine nutzen möchte. Das Bad – welches für China ein typisches ist – war mir ebenfalls so zuvor noch nicht untergekommen. Neben des Fakts, dass es keine Duschwanne bzw. Duschkabine gibt und somit beim Duschen alles nass wird, kann man das Toilettenpapier auch nicht einfach in den Abfluss werfen, da sonst die Leitungen verstopfen. Somit muss dieses im Mülleimer, welcher bei ungünstiger Positionierung des Duschkopfes beim vorherigen Duschen wohlmöglich überflutet wird, entsorgt werden. Ach ja, das Leitungswasser kann übrigens aufgrund von Verunreinigungen auch nicht getrunken werden, Abhilfe schafft ein im Wohnzimmer stehender Getränkespender. Nach dieser kurzen Bestandsaufnahme haben wir eine Kleinigkeit gefrühstückt, wodurch mein Magen das erste Mal mit richtigem chinesischem Essen in Berührung kam. Es gab gefüllte Baozi (gedämpfte Teigtaschen) mit einem Karotten-Sellerie-Salat und einer Soja-Sesam-Milch. Nach dieser kulinarischen Einführung machten wir uns auf den Weg, allerlei Dinge zu erledigen und die Stadt zu erkunden. Unter anderem gingen wir zur örtlichen Polizeibehörde, um einen Aufenthaltstitel für mich zu beantragen, und kauften eine SIM-Karte sowie eine Metro-Card. Für einen Vertrag mit 5GB im Monat und 100 Freiminuten zahle ich nun 56 Yuan, umgerechnet 7€ (Yuan immer durch 8 teilen, so erhält man Euro). Für eine Fahrt in der Metro zahlten wir 1,8 Yuan, umgerechnet also gerade einmal 23 Cent. Wow, eine meiner ersten Erkenntnisse ist folglich, dass vieles hier wirklich extrem billig ist! Inzwischen hatte es begonnen zu regnen, doch das verbesserte zumindest die Luftqualität. Während unseres Spaziergangs sahen wir unter anderem die Wildganspagode, eines der Wahrzeichen von Xi’an. Die 64 Meter hohe Pagode wurde im 7. Jahrhundert erbaut und wird heute noch von fünfzig Mönchen bewohnt, die in einer mehr oder weniger traditionellen Lebensweise darin ihrer Religion nachgehen. So tragen diese laut Kerstin alle Gewänder und beten mehrmals täglich, nutzen aber genauso WeChat (das chinesische Pendant zu WhatsApp) wie alle anderen Chinesen auch. Und so endete mein erster Tag mit einer Fülle neuer Eindrücke in einer mir total fremden, aber schon jetzt sympathischen Kultur.